Montag, 28. Oktober 2013

Am Uetliberg auf "Indianerpfaden": Denzlerweg und Linderweg

Vor einem Monat (am 30.09.13) ist im Zürcher "Tages-Anzeiger" ein Artikel erschienen, der seltener begangene Uetlibergwege zum Thema hatte, z.B.:
Denzlerweg ("Wadenbeisser") 
zwischen Albisgüetli / Cholbenhof und Uto Kulm
Linderweg ("Querschläger") 
zwischen Friesenberg und Uto Staffel

Heute, am Montagnachmittag, habe ich diese beiden recht abenteuerlichen Pfade begangen, den Denzlerweg im Aufstieg und den Linderweg im Abstieg. Kurz vor Erreichen von Friesenberg bin ich nochmals am Berghang bis zur Waldlichtung Rossweidli (Rossweidliegg) aufgestiegen und habe anschliessend über teilweise weglose Steilhänge die Burgruine Friesenberg aufgesucht. Unten in Friesenberg bin ich schliesslich zurück zum Albisgüetli gegangen, wo ich an der Endstation des 13er-Trams auch losgelaufen bin. 
 
Weitere Bilder im Picasa-Webalbum:
 


Route auf swisstopo mit map.schweizmobil.ch
-> Aufstieg über den Denzlerweg: Cholbenhof - Uto Kulm
-> Abstieg über den Linderweg: Uto Staffel - Friesenberg
mit Zusatzschlaufe über Rossweidliegg und Burgruine Friesenberg

Streckenlänge ca. 8 km; 500 m auf- und abwärts

"Uetliberg für Kenner" / Wenig bekannte Wege am Uetliberg 
Artikel im Zürcher "Tages-Anzeiger" vom 30. September 2013
(ist nicht online aber für Abonnenten im Zeitungsarchiv abrufbar)
Im Wanderbuch "Zürcher Hausberge" aus dem AT-Verlag 
werden zahlreiche weitere Pfade und Wege beschrieben, 
z.B. Leiterli, Falletsche, Trampelpfad Ost, Föhreneggweg (momentan wegen Hangrutsch gesperrt), Laternenweg, Rossweidliweg, usw.  
Einzelne dieser Wege weisen Stellen mit Schwierigkeitsgrad von T3 bis T4 auf !
Blick vom Zürcher Bellevue über das Seebecken zum Uetliberg. 
Am rechten Bildrand das "Rote Schloss" am General-Guisan-Quai 
und links dahinter die Kirche Enge.

Die bevorstehende Wanderroute am Nordosthang des Uetlibergs. 
(dargestellt auf GoogleEarth)

Hochblick vom Cholbenhof beim Albisgüetli 
zum Uetliberg-Aussichtsturm.
Aussichts- und Antennenturm

Beim Cholbenhof oberhalb Albisgüetli finde ich den Zugang zum Denzlerweg.
Sowohl Denzlerweg wie Linderweg sind keine offiziell markierte und ausgeschilderte Wanderwege. Ich beginne hier um 13:15 mit dem Aufstieg, um 14 Uhr bin ich auf Uetliberg Kulm und um 16:45 werde ich wieder zurück beim Albisgüetli sein.

Der Denzlerweg beginnt breit und nur sanft ansteigend, ......

....... doch das ändert sich bald:
Rechts hinter dem Holzsteg wird der Weg schmal und steil.

Gelbe "DW"-Markierungen an den Baumstämmen zeigen an, 
dass ich mich auf dem Denzlerweg befinde. 
Der Weg ist dem Bäckermeister Felix Denzler (1863-1917) gewidmet.
Er soll den Uetliberg über 4000-mal bestiegen haben 
um sein Gebäck von der Augustinergasse zu den Beizen auf dem Berg zu bringen. 
Der Denzlerweg ist die direkteste und kürzeste Aufstiegsroute zum Kulm. 
Rund 800 Treppenstufen sollen es bis oben sein.

Waren hier Pfahlbauer oder Stadtindianer als Wegbauer tätig?

Hier ist eindeutig ein Werk von Stadtindianern zu bewundern.
Ihren Spuren werde ich knapp oberhalb von Friesenberg erneut begegnen.

Vorbei an mächtigen Nagelfluh- und Sandstein-Brocken.



Laubgepolsterte Sitzgelegenheit

Der Denzlerweg quert den Linderweg (LW). 
An dieser Stelle werde ich beim Abstieg wieder vorbeikommen.





 <- Staffel / Kulm ->
Kurz vor dem Gipfel kann man nach links zum "Staffel" abzweigen.
Über diesen Weg gelangt man auch direkt zur Aussichtsplattform auf Uto Kulm.
(T3+, kurze Metallleiter, Fixseil und Geländerüberkletterung,
erstaunte Blicke der Besucher auf der Terrasse sind garantiert.)
Ich wähle aber den "Kulm"-Weg nach rechts.

Auf Denzlerweg (und Linderweg) ist man meistens alleine unterwegs.
Ausnahmen, wie hier ....

...... Ausnahmen bestätigen die Regel. 
Es ist tatsächlich ratsam, die unregelmässigen Holztritte gut im Auge zu behalten.

"Es werde Licht"

30 Meter vor dem Uto Kulm 
mit Hotel, Restaurant und Aussichtsturm 
mündet der Denzlerweg in die Gratstrasse.
Die grosszügige Aussichtsplattform in 30 Meter Höhe auf dem Uetliberg-Turm.


Ein kräftiger aber angenehm milder Südwestwind lässt auf dem Turm die Haare flattern.

Blick am nahen Antennenturm vorbei nach Norden.

Zoomblick zum Prime Tower
mit 126 m und 36 Stockwerken das gegenwärtig höchste Hochhaus der Schweiz. 
Voraussichtlich im Jahr 2015 will Basel die Führung übernehmen. 
Der Pharmakonzern Roche baut dort einen 178 Meter hohen Büroturm.

Die ETH-Gebäude auf dem Hönggerberg.



Blick über den Zürichsee, 
der sich wie ein breiter Fluss 
zwischen Pfannenstiel und Albiskette durch die Landschaft zieht.

Die Autobahnverzweigung bei Wollishofen. 
Rechts unten liegt das Nordportal des Uetliberg-Tunnels.
Eine Schulklasse ......

 ...... stürmt die Aussichtsplattform auf dem Turm.

Tiefblick auf die Aussichtsplattform unter dem Turm.
Panorama-Webcam auf dem Turm:
http://uetliberg.roundshot.ch/

Blick seeaufwärts, oben rechts das Glärnisch-Massiv.

Blick übers "Säuliamt", 
links unten Bonstetten und links oben Rigi-Kulm.

Das Zürcher Seebecken, 
gegenüberliegend das Bellevue und links unten die Kirche Enge.


Sellenbüren im Reppischtal.

Ich verlasse Uto Kulm in Richtung Uto Staffel.
Kurz nach dem Uto Staffel, 
beim Dürlerstein (rechts im Bild), 
zweigt der Linderweg von der Gratstrasse ab.
Der Gedenkstein erinnert an Friedrich von Dürler (1804-1840), 
dem 1837 die erste touristische Besteigung des Tödi gelang 
und der am 8. März 1840 am Uetliberg tödlich abgestürzt ist.
Der Linderweg ist nach dem Telegrafisten Emil Linder (1862-1928) benannt. 
Wie oft (und zu welchem Zweck) er den Uetliberg bestiegen hat, ist unbekannt.

Da der Linderweg dem Hang entlang verläuft, ist er zwar weniger steil als der Denzlerweg aber die etwas ausgesetzten Holzstege verleihen ihm den Schwierigkeitsgrad T3- (Denzlerweg: T2). An mehreren morastigen Feuchtstellen ist gutes Schuhwerk an den Füssen von Vorteil.







Nicht alle in den steilen Uetliberg-Hang gesetzten Holzstege sind in gleich guter "gesundheitlicher Verfassung" wie dieser hier.





Ich erreiche wieder die Kreuzungsstelle zwischen Linderweg (LW) und Denzlerweg.

Ich beschliesse, die Waldlichtung bei der Rossweidliegg und die Burgruine Friesenberg aufzusuchen. Weil ich aber die Abzweigung zum "Trampelpfad Ost" mit Verbindung zum Rossweidliweg verpasse, steige ich von unten zum Rossweidliweg auf.

Auf einer schmalen ......

..... dicht überwurzelten Felsrippe gewinne ich wieder an Höhe .....

...... und komme zur Rossweidliegg
einer Waldlichtung am steilen Hang.

Die Waldlichtung gibt den Blick hinunter auf die Stadt frei ....

...... und hinauf zum Antennenturm. 
Der feuchte Grashang, 
den ich weglos überquere, 
weist Rutschungsrisse auf.
Auf der anderen Seite der Waldlichtung hoffe ich,
wieder auf den Rossweidliweg gelangen zu können. 
Doch der Hang ist zu steil, 
so steige ich weglos aufwärts .....
...... und komme schliesslich (vermutlich) auf den "Trampelpfad Ost".



Eine schöne Felsrippe bietet sich (etwas trügerisch) an, ihr zu folgen.
Aber auch hier gelange ich wieder in einen steilen weglosen Abhang.
An Baumstämmen, Ästen und Wurzeln hangelnd 
gelange ich schliesslich aber auf den Weg, ......

...... der gemäss Landeskarte zur Burgruine Friesenberg führen sollte.



Die Burgruine Friesenberg steht auf einem Felssporn bei der Goldbrunnegg, 
rund 100 Höhenmeter oberhalb von Friesenberg.

Die Burg Friesenberg ist vermutlich bereits um 1300 verlassen oder zerstört worden.

Welchen Anblick hat die Stadt vor 750 Jahren wohl geboten,
damals als die Burg Friesenberg noch bewohnt war?







Nach dem Abstieg vom Burghügel gelange ich auf einen breiten Waldweg, 
der nach Friesenberg führt.

Vorne das Letzigrund-Stadion.

Von der Ruine komme ich, nach Friesenberg gehe ich.

Neben einem Abkürzungspfad hinunter nach Friesenberg 
treffe ich erneut auf Spuren von Zürcher Stadtindianern.
"Liebe Stadtindianer
Ich suche in und um (möglichst nah) Zürich einen geschützten Ort für eine Schwitzhütte (Temazcal, Inipi). Da hier jedes Plätzchen dreifach genutzt wird bzw. reger Publikumsverkehr herrscht, ist das schwierig."

Quelle: http://www.ronorp.net/





Und so sehen sie also aus, die Stadtindianer von Zürich.

Entlang dem Friesenberg-Friedhof kehre ich zum Albisgüetli zurück.

Über Uto Kulm macht sich Abendstimmung breit.
(Am Himmel ist übrigens kein Vogel- sondern ein Mückenschwarm zu sehen!)





Zahlreiche weitere Routenbeschreibungen sind auf hikr.org zu finden: 
- Über den Denzlerweg zum Uetliberg 
- Uetliberg via Denzlerweg T2, Variante T3  
- Uetliberg-Friesenberg via Linderweg T3- 
- Uetliberg über den Rossweidliweg