Donnerstag, 26. Juni 2014

Hauptwil - Sitterfähre - Bischofszell / TG (mit Rosenwoche)

Heute Donnerstag waren wir im Kanton Thurgau unterwegs, auf einer Wanderung zwischen Hauptwil und Bischofszell, organisiert von Kurt M. Dabei haben wir zwischen dem Wakker*-Dorf und dem nahen Wakker*-Städtchen nicht den kurzen Weg über den Bischofsberg benutzt, sondern sind den fünf Hauptwiler Weihern entlang zur Sitter abgestiegen und haben bei der Gertau den Fluss mit der Fähre überquert. Vorbei an der Kapelle Degenau und den Weilern Lütschwil und Eberswil sind wir schliesslich in Bischofszell angekommen, wo in diesen Tagen die 13. Rosen- und Kulturwoche stattfindet.

*) Wakker-Preis des Schweizer Heimatschutzes:
1987 für Bischofszell / 1999 für Hauptwil-Gotthaus

Auf die Wanderung 
und den Bischofszeller Rosen-Spaziergang mitgekommen sind:
Sylvia, Beatrix, Rut.

(Für Kurt und für mich war es quasi ein "Heimspiel", 
denn wir sind in der Umgebung von Bischofszell aufgewachsen und zur Schule gegangen.)

Weitere Bilder im Picasa-Webalbum:
    
Die Sitterfähre bei Gertau / Gärtau

Unsere Wanderroute zwischen Hauptwil und Bischofszell. 
Streckenlänge ca. 14 km; 200 m aufwärts, 250 m abwärts.
(swisstopo mit map.schweizmobil.ch)

Um 09:30 Uhr beginnt unser Ausflug bei der Haltestelle Hauptwil, an der "thurbo"-Bahnlinie Weinfelden - Gossau - St. Gallen. Gegen 17 Uhr machen wir uns von der benachbarten Bahnstation "Bischofszell Stadt" wieder auf die Heimreise.

Für den direkten Weg von Hauptwil via Waldschenke und Bischofsberg nach Bischofszell reicht eine Stunde. Für die Wegschlaufe entlang den Hauptwiler Weihern und über die Sitterfähre ist bis nach Bischofszell mit 2.5 bis 3 Std. Gehzeit zu rechnen.

Info-Tafel 1 "Industrielehrpfad Hauptwil - Bischofszell"

Die Manufaktursiedlung Hauptwil:
Die in den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts 
durch die Familie Gonzenbach gegründete Manufaktursiedlung 
ist in der Ostschweizer Textilindustrie einmalig. 
Zusammen mit den Erweiterungen 
der industriellen Familie Brunnschweiler 
prägen die Gründungsbauten das Ortsbild bis heute. (.....)
Quelle: http://www.pm1.org/?id=48

Blick in den Park einer der ehemaligen Fabrikantenvillen.

Der Dichter Friedrich Hölderlin weilte im Frühjahr 1801 
als Hauslehrer bei der Industriellen-Familie Gonzenbach in Hauptwil. 
Im Schloss, das wir gleich besuchen werden, 
ist seinem kurzen Aufenthalt in Hauptwil (nur drei Monate) 
eine kleine Ausstellung gewidmet.

Zeitglockenturm (das "Türmli") und Schloss Hauptwil.
Der Zeitglockenturm, das "Türmli". 
Dieses Wahrzeichen von Hauptwil 
schmückt auch das Dorf- und Gemeindewappen von Hauptwil-Gotthaus.
(rechts der Zugang vom Schlosspark her).
Das Schloss Hauptwil 
(es gehört seit 2010 als Betreuungs- und Pflegezentrum zur "di Gallo Gruppe").




Öffentlich zugängliche Ausstellung "Hölderlin in Hauptwil" 
in der ehemaligen Schlosskapelle.

Der Dichter Friedrich Hölderlin
Im Januar 1801 trat der neben Goethe, Schiller und Kleist bedeutendste deutsche Dichter, Friedrich Hölderlin (1770-1843), als Hauslehrer in den Dienst der Familie Anton Gonzenbach. Er unterrichtete die Kinder seines Hausherrn in der Bibliothek am nördlichen Ende des Kaufhauses. Seine Wohnung hatte er wohl im benachbarten Alten Schloss, wo eine Gedenktafel angebracht ist. In Hauptwil setzte Hölderlin sein lyrisches Schaffen fort und verfasste hier nachweislich das Epos „Unter den Alpen gesungen“. Über die kurze Dauer seines hiesigen Aufenthaltes ranken sich viele Vermutungen, wobei keine Erklärung restlos zu überzeugen vermag. Seine Anwesenheit verlieh dem Dorf jedoch einen Glanz, der seither immer wieder viele Bewunderer nach Hauptwil zu locken vermochte; unter ihnen finden sich so bekannte Grössen wie der Philosoph Martin Heidegger oder der Dichter Robert Walser. 
Quelle (hauptwil-gottshaus.ch): Die Geschichte von Hauptwil-Gottshaus



Nach einem Kaffi in der kleinen Cafeteria des Schlosses (bzw. Pflegezentrums) 
gehen wir, vorbei an den ehemaligen Arbeiterhäusern, ......

..... zum ersten der insgesamt fünf Weiher, dem "Hauptwiler Weiher".
Die fünf Hauptwiler Weiher (Weier)
Quelle (hauptwil-gottshaus.ch): Hauptwiler Weiher




Unterwegs begegnen wir mehreren Schul- und Wandergruppen. 
Im Hintergrund das zurückliegende Dorf Hauptwil mit dem Hauptwiler Weiher.

Wir "hüpfen" von Weiher zu Weier (mit und ohne Weier-"h").








Meldung an die Zentrale: ......

..... "Ver(Boot)enes in Sicht" (!?)

Abstieg ins Tal der Sitter.



Die Sitter und drüben die Degenau mit der Kapelle, 
wo wir nach der Flussüberquerung vorbeikommen werden.
Kurz nach 12 Uhr .....

....... erreichen wir die Gertau (Gärtau) .....

...... mit Restaurant, Pferdepension und Betrieb der Sitterfähre.



Die Sitterfähre steht bereit, 
und auch der Wasserstand ist OK,
nicht zuviel und nicht zuwenig.
Dieser Sitterübergang liegt an einem alten Pilgerweg 
zwischen Konstanz und St. Gallen.

Vor der Sitterüberquerung halten wir aber noch Mittagsrast ....

..... und kehren anschliessend im Gartenrestaurant der Gertau ein.

"Fuchs du hast die Gans gestohlen" 
ist für die beiden Gänse kein lustiges Kinderlied. 
Ein Fuchs hat ihre Gänsejungen nämlich tatsächlich geholt, .....

....... und so passen sie nun auf die zahlreichen kleinen Enten auf.



Der Gertau-Wirt und zugleich Fährimann, Werner Attinger
fährt uns über die Sitter ....

....... und knipst zuvor ein Gruppenbild 
(damit auf der anderen Flussseite niemand behaupten kann, 
es fehle nun eine Person).

Die beiden Hofhunde verpassen keine Überfahrt.

Vollzählig und trocken erreichen wir das andere Ufer.

  Die Sitter
Die drei Quellbäche der Sitter, der Wissbach, der Schwendibach und der Brühlbach 
entspringen im Alpstein und vereinigen sich bei der Ortschaft Weissbad zur Sitter. (....) 
Die Sitter hat von den Quellen bis zur Einmündung in die Thur bei Bischofszell 
eine Länge von 49 km (ohne Quellbäche). 
Sie entwickelt sich dabei vom Gebirgsbach zu einem recht ansehnlichen Fluss.

Der Fährimann und seine beiden Hunde fahren zurück zur Gertau.
Da wir uns nach der Sitterüberquerung nun auf der rechten Flusseite befinden, 
sind wir für den weiteren Weg nach Bischoszell darauf angewiesen, 
die Sitter unterhalb der Degenau erneut zu überqueren, 
denn rechtsufrig gibt es kein Durchkommen (Fels-Schlipf). 
Die Holzbrücke (Militärbrücke) zwischen Neuguet und Alten 
ist dieser willkommene Flussübergang. 
Da diese "Privat"-Brücke aber nur auf "eigenes Risiko" begehbar ist, 
führt der offizielle und markierte Wanderweg dem linken Flussufer entlang 
(d.h. zwischen den Bauernhöfen Tobelmüli und Alte).
Kapelle Degenau




Für den Zutritt ins Innere der Kapelle werden von der Familie Buri 
(im benachbarten Bauernhaus) Schlüssel abgegeben. 

Reformierter hütet den Schlüssel 
Die Kapelle Degenau gehört zur katholischen Pfarrei Sitterdorf 
und zählt zu den wichtigsten Kunstschätzen im Kanton Thurgau. 
Ihre romanischen Fresken sind einzigartig. 
Über den sakralen Bau legen der hl. Nikolaus und die hl. Magdalena ihre schützende Hand.

Fritz Buri steckt den grossen, schweren Schlüssel ins Schloss der alten Holztüre. 
Mit einem leisen Knarren geht sie auf und gibt den Blick frei ins Innere der Kapelle. 
Der 63jährige Landwirt und seine Frau Erna, die einen Steinwurf entfernt wohnen, 
hüten den Schlüssel zu diesem uralten Gotteshaus. (.....)
Quelle (Tagblatt / 07.04.12): Reformierter hütet den Schlüssel











Maria Claudia Waldburga Fidelis
Reichs Gräfin
(....)
Hier ruhet
was in ihr sterblich war.



Der Fels-Schlipf drüben, über dem rechten Sitterufer, 
verhindert dort ein Durchkommen.

Irgendwo hier, .....

..... hat Lehrer Schmidli uns 
(d.h. auch Kurt und mir, während unserer Primarschulzeit in der Blidegg
das Schwimmen beigebracht.


Die Sitterbrücke beim Alten (Militärbrücke):
Privat
jede Haftung wird abgelehnt



Die Brücke wurde 1971 von einer Sappeur-Kompanie als offene Brücke ohne Dach erstellt. 
Holz lieferte der Eigentümer. 
Zum Schutz gegen Witterungseinflüsse hat er später ein leichtes Satteldach aufgesetzt.
Quelle / weitere Infos: http://www.swiss-timber-bridges.ch/detail/370
Garantiert diebstahlsichere Garage (nicht nur hier im Thurgau).
Viel wurde bereits spekuliert, um der Bezeichnung Thurgauer Langfinger auf die Schliche zu kommen. Der Begriff ist zu einer Zeit entstanden, als der tolle Thurgau von arroganten Zürchern und deren Vasallen aus Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden, Zug und Glarus regiert wurde. Jeweils für zwei Jahre kontrollierte ein Landvogt aus jenen Orten den Thurgau. Da er für seine Wahl im Voraus ein Schmiergeld zahlen musste, presste der Landvogt später die Thurgauer Untertanen derart aus, dass sie Mühe hatten, zu überleben. Eigentlich war also der Landvogt ein Langfinger. Gezwungenermassen machten auch die armen Thurgauer ab und an lange Finger, aber ausschliesslich um ihre bescheidenen Grundbedürfnisse zu decken.
Quelle (Tagblatt / 09.04.13): Langfinger und Gummihälse

"Lütschwil, 482m" (Leutswil) .....

...... mit der neuen Sitterbrücke, 
welche im August 2008 eingeweiht worden ist.

Das Städtchen Bischofszell in Sicht .....

....... und auch der Nachbarort Sitterdorf.

Ankunft in Bischofszell, 
wo jeweils in der letzten Juniwoche das Rosenfest stattfindet, 
die Rosen- und Kulturwoche.

Zahlreiche Besucher spazieren durch die Gassen des Städtchens.
Und vor dem Rathaus, unter der "bischöflichen" Stadtflagge, .....

..... wird aus Anlass des Rosenfestes 
gerade eine Lesung abgehalten: 
"Manhattan Rose" (von und mit Daniel Zahno).














Die "andere Seite" von Bischofszell:
Im Norden des Städtchens, unten im Sitter- bzw. Thurtal, liegen die Industriegebiete. 
Hier im Bild das Areal der vor bereits 20 Jahren stillgelegten Papierfabrik.


Schweizweit bekannt sind vor allem die "Bischofszell"-Produkte der "Konservi", 
ein Unternehmen der Migros, 
welches sich während der Rosenwoche ebenfalls oben im Städtchen präsentiert.

Gegen 17 Uhr beenden wir unseren Thurgauer Streifzug 
beim Bahnhof "Bischofszell Stadt". 
("Stadt" tönt für Zürcher Obertanen-Ohren vermutlich etwas grossspurig;
es gibt halt eine zweite Bahnstation: "Bischofszell Nord".)


  Herzlichen Dank
an Kurt für die Organisation
und den drei Teilnehmerinnen fürs Dabeisein.
Beat

Weitere INFOS zu Wanderrouten:

- Pfanniblog (04.05.13): Rundwanderung ab Muolen / SG mit Sitterfähre
- Tagi-Outdoorblog von Thomas Widmer: Hölderlin in Hauptwil

5 Kommentare:

  1. Wieder sehr schöne Fotos mit lustigen Texten, besten Dank. Gerne lese ich dann noch den 2. Teil . Ich bin letztes Wochende an der Rosenwoche gewesen (siehe www.zimiseite.blogspot.ch(

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  2. Vielen Dank Kurt für die Organisation dieser informativen Wanderung durch Hauptwil und die gut gewählte Route entlang der Hauptwiler-Weiher und der Sitter. Ein schönes Erlebnis!
    Beat danke ich für den wie immer gut gestalteten Blog. Freue mich auf ein nächstes Mal in dieser angenehmen Kleingruppe unterwegs zu sein. LGr Sylvia

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  3. Besten Dank, Beat für die konstruktive Unterstützung bei der Planung sowie die informative Dokumentation, und den Mitwandernden für anregenden Informationsaustausch; kurt

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  4. Vielen Dank für ihren Bericht. Er hat mir glücklicherweise für unser Wandergrüppchen den Weg ins Schloß von Hauptwil zum Morgenkaffee gewiesen. Ich hatte in meiner Ratlosigkeit schon den Gemeindeschreiber angefragt. So freuten wir uns über die freundliche, nicht alltägliche, mit Hölderlin durchsetzte Athmosphäre. Margarete und 11 ältere Wandersleut („Pilger“)

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  5. Hoi Beat, herzlichen Dank für den Blog, es ist eine ganz tolle Tour dem Weiher entlang; war heute auch ab Hauptwil über die Sitterfähre unterwegs zum grössten Spektakel der Region, dem Mammut - Flossrennen. Bin dann aber nach Bischofszell zum Wehr abgebogen, wo sie runter müssen...Liebe Grüsse

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