Mittwoch, 24. September 2014

Val Sinestra im Unterengadin: Hängebrücken & Erdpyramiden

Unsere Wanderung am heutigen Mittwoch 
führte durchs Val Sinestra
Dieses Unterengadiner Seitental 
ist von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz 
als "Landschaft des Jahres 2011" ausgezeichnet worden:
  
Quelle: http://www.sl-fp.ch/getdatei.php?datei_id=970
Hinter dem ehemaligen Kurhotel haben wir zwei schwankende Hängebrücken überquert und erblickten ausgedehnte Erosionshänge mit eigentümlichen Erdpyramiden.

ROUTE:
Sent (1430m) -
Chavriz Pitschen (1543m) -
Hotel Val Sinestra (1522m)  / Sinestra 1473) - 
Zuort (1711m) - Griosch (1817m) - 
Vnà (1602m)

Mit dabei:
Hedi, Rolf, Kurt, Lies, Sylvia

Weitere Bilder im Picasa-Webalbum:
Val Sinestra
   
Kurz hintereinander überqueren wir zwei Hängebrücken, 
welche den Bergbach Brancla überspannen.
(Die gespannten Drahtseile verlaufen unter dem Holzsteg.)

Wanderroute zwischen den Unterengadiner Dörfern Sent und Vnà 
ins dazwischenliegende Seitental Val Sinestra. 
Streckenlänge ca. 16 km; 550 m aufwärts, 350 m abwärts. 
 (swisstopo mit map.schweizmobil.ch)
Um 09:45 Uhr kommen wir von Scuol her mit dem Postauto in Sent an 
und wandern los Richtung Val Sinestra. 
In Sinestra (beim Hotel Val Sinestra) machen wir um 11:30 einen Zwischenhalt. 
Die Maiensässe Griosch, hinten im Val Sinestra, erreichen wir um 14 Uhr 
und um 15:15 Uhr beenden wir die Wanderung im Dorf Vrà, 
von wo wir um 16 Uhr via Ramosch nach Scuol zurückfahren.

Der Wanderweg ins Val Sinestra beginnt oberhalb des Dorfs 
und verläuft vorerst abseits der Fahrstrasse, 
später abschnittweise auch auf der Zufahrtsstrasse zum Hotel Val Sinestra.


Die Dorfkirche San Lurench (St. Lorenz) in Sent 
wurde im Jahr 1496 im spätgotischen "Bündnerstil" erbaut.
(Neuer Turm: 1897-98)
SRF-Audio: Glockengeläut der Kirche St. Lorenz, Sent
YouTube-Video: Glocken von Sent
Etwas später treffen wir am Wanderweg auf diesen Hinweis 
zum Turmbau von San Lurench.



Blick zurück. Darüber das Gebiet des Schweizer Nationalparks: 
Links über dem Kirchturm von Sent der Gipfel des Piz Pisoc 
und rechts hinten jener des Piz Nair.





Hoppla, da wurde Kurt soeben von einer Wespe attackiert. 
Links unten ist die Fahrstrasse zu erkennen, 
welche von Sent ins Val Sinestra hineinführt.

Zoomblick zum Schloss Tarasp.



Gleich biegt der Weg nach links um und ins Val Sinestra hinein.

Gegenüber liegt das Dorf Ramosch, 
wo wir bei der Rückfahrt am Nachmittag 
vom kleinen ins grosse Postauto umsteigen werden.

Bald kommen wir von der Unterengadiner Sonnenseite 
ins schattigere und engere Val Sinestra.

Drüben das Dorf Vnà, 
wo wir in viereinhalb Stunden die Wanderung beenden werden. 
1200 Höhenmeter darüber liegt die Hügelkuppe des Piz Arina.

Kurz zuvor haben wir die Fahrstrasse überquert 
und gehen nun etwas unterhalb über schöne Wiesen- und Waldwege .....

...... bevor wir vorübergehend auf der Zufahrtsstrasse wandern, ......

...... die zum Hotel Val Sinestra führt. 
Hier ein erster Blick durch das Geäst auf den Hotelbau, 
der aus einer vergangenen Zeitepoche stammt.

Chavriz Pitschen, 1543m:
Eine Haltestelle der Postautoverbindung Scuol - Sent - Val Sinestra.  
Zwischen Ende Mai und Oktober verkehren pro Tag allerdings nur drei Kurse: 
Je einer am frühen Morgen, am frühen Nachmittag und gegen Abend.


Erfreulicherweise finden deutlich mehr Sonnenstrahlen (als zuvor vermutet) 
den Weg hinein ins enge und dicht bewaldete Val Sinestra.

Das Dorf Vnà.

Über dem Weg blicken wir auf erste Ansätze der Erdpyramiden, 
welche wir weiter hinten im Tal antreffen werden.

Was hier fehlt,  
sind die Findlinge oben auf der Pyramidenspitze. 
Die Felsbrocken sind hier bereits seitlich abgerutscht.

Kurz nach dieser Fachwerkbrücke ....
...... führt ein schmaler Weg links weg von der Strasse 
und direkt zum Hotel Val Sinestra.

Ankunft beim legendären Hotel Val Sinestra
einem ehemaligen Kur- und Geisterhaus.
Ein Gespenst geht um im Engadiner Kurhaus Val Sinestra, sagt man. Und tatsächlich – eine Geisterjägerin wird in den langen Gängen der Bäderetage fündig: Ein untoter Belgier treibe da sein Unwesen. (....)
Geschäftstüchtige Unternehmer liessen den mondänen Kasten in die raue Wildnis setzen, sechs Kilometer hinter dem selbst schon abgelegenen Dörfchen Sent. Grund für den Standort sind die «auas fortas», die starken Wasser. Schon vor tausend Jahren soll San Flurin, Dorfpfarrer und Heiler, die Quellen im Val Sinestra entdeckt haben. Fortan waren die heilenden, weil arsenhaltigen Wasser weit übers Tal hinaus bekannt. Sie sollten die Reichen zum Kuren locken. Gemäss einem Prospekt aus den fünfziger Jahren versprachen die Wasser und der «radioaktivste Fango der Schweiz» Linderung bei Hautkrankheiten, Schwächezuständen, Blutarmut und Bleichsucht.
Heute sind auf der Bäderetage des Kurhauses ganz andere Energien aktiv – ungute, sagen ehemalige Gäste und Angestellte einhellig. «Ich glaube nicht an Geister, aber dieses Gebäude musste regelrecht erobert werden», sagt Peter Kruit. Der Holländer wurde 1978 als Bauingenieur beauftragt, die Bausubstanz des damals leerstehenden Komplexes zu begutachten – und kaufte die Immobilie kurzerhand. «Zu einem sehr guten Preis», wie er sagt. Über den genauen Betrag schweigt er sich aus. Seither ist Kruit Hotelier – und hat immer mindestens einen Gast. Denn auch im Winter, wenn der Betrieb ruht, sei das Hotel nie ganz leer, heisst es.
Der Dauergast begrüsste Kruit bei dessen Einzug erst einmal gebührend: Als er eines Abends eine Tür öffnete, schallte ihm aus dem Dunkeln ein lautes Grollen entgegen. «Es hat sich angehört wie der Lärm einer ganzen Armee», erinnert sich der 63-Jährige. Er sei so erschrocken, dass er zum Auto rannte und über die enge Strasse Richtung Sent davonrauschte, um erst bei Tageslicht wieder zurückzukommen.
Seither öffnen sich im Kurhaus immer wieder Fenster von allein, Schlüsselanhänger geraten unerklärlicherweise in Schwingung, und beim Betreten der Bäderetage beschleicht viele ein unheimliches Gefühl. «Als wäre hier noch jemand», wie Wanda Hopman sagt, gleichfalls Holländerin, die das Hotel mit Peter Kruit leitet. Dass hier ein Geist wohnt, stört sie nicht. Schliesslich sei er nicht bösartig: «Er hat seine Geschichte und darf hier leben – wenn man überhaupt von leben sprechen kann.» Seit ihn die 47-Jährige «Hermann» getauft hat, gehört der Geist quasi zum Inventar.
Quelle und Fortsetzung im Beobachter 3/2010: Geisterjagd / Rendezvous im Spukhotel
 






Von freundlichem Personal werden wir draussen an der Sonne bedient und fotografiert.



Nach dem Zwischenhalt oben beim Hotel steigen wir hinunter zum Berghaus
welches direkt am Bergbach La Brancla liegt 
und ebenfalls zur Hotelanlage gehört.

Der Weg verläuft nun auf der östlichen Flussseite weiter talaufwärts 
und bald zu den beiden Hängebrücken.

Wo mag Hermann, der Sinestra-Spukgeist, tagsüber wohl stecken?








Wir überqueren die erste der beiden Hängebrücken, 
nicht ohne zuvor die dreisprachige "Bedienungsanleitung" gelesen zu haben:

Per plaschair na sbaluonzchar!
Maximal 5 persunas!

Bitte nicht schaukeln!
Maximallast 5 Personen!

A.u.b. niet schommelen!
Max. 5 Personen! 

Das "niet schommelen" richtet sich an die vermutlich zahlreichen Gäste aus Holland, 
welche der holländische Hotelbesitzer in diese Gegend lockt.
Siehe auch: Val Sinestra - Das Tal der Holländer


Zwei Hängedrahtseile verlaufen längs unterhalb der Holzkonstruktion.
Zur Stabilisierung dienen seitlich abgespannte Drähte.






Nur wenige Meter weiter vorne folgt bereits eine zweite Hängebrücke, 
und auch hier gilt: Bitte "niet schommelen"!

Das Wasser der Brancla 
fliesst unterhalb von Ramosch in den Inn 
und später via Donau ins Schwarze Meer.







Bald nach den beiden Hängebrücken und kurz vor Zuort 
blicken wir auf die Cluchers-Erosionshänge .....

...... mit den Erdpyramiden. 
Auch hier fehlen allerdings die krönenden Felsbrocken
oben auf der Pyramidenspitze.


Bei der Waldlichtung Zuort, 
hier mit dem Gasthaus Hof Zuort, weitet sich das Tal.
Auch in Zuort hat ein Holländer seine Spuren hinterlassen, 
der Dirigent Willem Mengelberg.



Zuort, 1711m
Und hier sind sie nun, 
die erwarteten perfekten Erdpyramiden mit den Felsköpfen an ihrer Spitze.


Erdpyramiden
Eine eindrückliche Sehenswürdigkeit des Tales sind die Erdpyramiden unterhalb Prà San Peder, 

die sich als Türme mit einem Gesteinsblock an der Spitze erheben. 
Seit Jahrhunderten stehen diese natürlichen Pyramiden unverrückbar in der Naturlandschaft. 
Diese Formationen sind durch jahrtausendelange Erosion aus Moränenmaterial entstanden.
Quelle: sl-fp.ch

Ein älterer Einheimischer erzählt mir, 
dass die Steinblöcke schon in seiner Jugendzeit oben drauf lagen. 
Diese filigranen Erdpyramiden fallen somit nicht heute oder morgen in sich zusammen.

Ein letztes Mal überqueren wir die Brancla, zwar nicht hier .....

...... sondern auf diesem Ersatzsteg.



Ein Berggipfel südlich über dem Engadin.



Bei der Maiensässe Griosch (1817m) 
 nehmen wir wieder Kurs talabwärts,  
zurück Richtung Süden. 
Die hier ausgeschilderte Heidelberger Hütte 
ist eine Schutzhütte des Deutschen Alpenvereins, 
sie liegt auf Schweizer Gebiet 
und wird von Österreich aus bewirtschaftet.
Eine Naturstrasse führt von Griosch nach Vnà, 
nur 200 Höhenmeter abwärts, 
ideal für diese bereitstehenden Trottinetts.



Griosch








Bequemer und sonniger Rückweg, 
nun auf der östlichen Talseite des Val Sinestra.









Auf der gegenüberliegenden Talseite 
ist die Zufahrtsstrasse zum Hotel Val Sinestra zu erkennen, 
über die wir am Vormittag taleinwärts gegangen sind.
In der Bildmitte die Fachwerkbrücke vor dem Rutschhang.





Das Dorf Vnà liegt vor uns.
Am 1. Januar 2013 
haben sich die Gemeinden Ramosch (mit Griosch und Vnà) sowie Tschlin 
zur Fusionsgemeinde Valsot zusammengeschlossen.

Bis zur Abfahrt des Postautos um 16 Uhr 
haben wir noch genug Zeit .....

....... um im Gartenrestaurant der Pension Arina einzukehren.

Das schlichte Kirchlein von Vnà.
Die Postauto-Haltestelle Vnà-Jalmèr mit Verbindung nach Ramosch.

Ramosch

Die Burgruine Tschanüff bei Ramosch 
thront über dem Taleingang ins Val Sinestra.
Vom Kleinbus steigen wir in Ramosch ins grosse Postauto um 
und fahren zurück nach Scuol.

Allen herzlichen Dank
für die Begleitung.
Beat
Weitere INFOS:
- engadin.com: Val Sinestra Hängebrückenweg
- wanderungen.ch: Hängebrückenweg Sent - Val Sinestra - Zuort - Vnà 
- SRF-Video (Schweiz aktuell / 27.05.11): Preiswürdig - Das Val Sinestra

Aktuelle Wetterbilder / Webcams Engadin Scuol: 360°-Webcam Scuol Zentrum

5 Kommentare:

  1. Die Bilder machen einen echt sprachlos, einfach nur wow. Fahre auch bald wieder in die Berge zum Klettern und eventuell auch zum Wandern. Freue mich aber jetzt schon, wenn ich mir deine Bilder anschaue!!

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  2. Eifach wunderbar isch es gsi!!!! Herzlichen Dank dir Beat für die perfekte Organisation dieser Wanderung und dem ganzen Wanderteam für den schönen, kameradschaftlichen Tag zusammen..... Es grüsst euch Alle Sylvia

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  3. Danke Beat für die Idee und Organisation dieser herbstlichen Wanderung. Rolf

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  4. das Valsot hat sich von der schönsten Seite präsentiert, vielen Dank, für die Bilderbuchwanderung, mfG Kurt

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  5. Vorbildlicher Bericht - in Wort und Bild - über eine tolle Gegend!

    Im Schweizer Fernsehen kam am 3. Januar erneut ein Bericht über das KURHAUS und die damit damit verbundenen Spukgeschichten, denn infolge massiver Schneefälle war das Val Sinestra von der übrigen Welt abgeschnitten. Die zumeist holländischen Feriengäste nahmen dieses Abenteuer mit Humor.
    Wer sich für das fast sagenahfte Kurhaus interessiert, sollte Manfred vischers Erzählung VAL SINESTRA lesen. Erschienen in der EDITION SIGNAThUR (Email: signathur@gmx.ch), ISBN 978-3-906273-08-2.

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