Sonntag, 21. April 2013

Auf den Spuren von Max Frisch und Albin Zollinger am Pfannenstiel

Den Blog-Beitrag vom 10.04.13 "Pfannenstiel, die Geschichte eines Bildhauers" habe ich dem Schriftsteller Albin Zollinger gewidmet.

Dieser Hügelzug hat auch im Werk von Max Frisch seine Spuren hinterlassen. In seinem ersten "Tagebuch 1946-1949" kommt die Überschrift "Pfannenstiel" dreimal vor. Im zweiten Pfannenstiel-Text beschreibt Max Frisch seine zufällige erste sowie gleichzeitig letzte Begegnung mit Albin Zollinger:
   
"Nie werde ich über den Pfannenstiel wandern, ohne dass ich länger oder kürzer an den Dichter denke, den ich von allen zeitgenössischen Landsleuten am meisten liebe, nämlich an Albin Zollinger, der diese Landschaft ein für allemal dargestellt hat. Es war Herbst und vor sechs Jahren, (.....) Das Nächste, was ich von ihm hörte, war die Nachricht seines Todes. Er starb an einem Herzschlag, im Alter von siebenundvierzig Jahren und mitten aus einem stürmischen Schaffen heraus, (....)".
  
Nur drei Wochen nach dieser Begegnung ist Albin Zollinger also verstorben. Zollinger war damals 47 Jahre alt, 16 Jahre älter als Max Frisch.
   
Im Jahr 1961, 20 Jahre später, hat Max Frisch einen "Nachruf auf Albin Zollinger" verfasst. Dieser Text beginnt mit der Schilderung dieses zufälligen Zusammentreffens "in einer Bauernwirtschaft am oberen Zürichsee":
  
Textauszug aus: 
"Nachruf auf Albin Zollinger, den Dichter und Landsmann, nach zwanzig Jahren". 
Zuerst erschienen als Einleitung von "Albin Zollinger, Gesammelte Werke" 
(Atlantis 1961)
Dieser Nachruf ist ebenfalls enthalten in "Max Frisch, Schweiz als Heimat" 
(Suhrkamp 1990) 

  
Zu dieser Begegnung gibt es im Archiv von Radio SRF ein kurzes Tondokument von Max Frisch aus dem Jahr 1961:  
    
In welcher "Bauernwirtschaft" könnte diese Begegnung stattgefunden haben? Als erstes denke ich an die "Blüemlisalp", später auch an die "Buech". Beide Gasthäuser befinden sich am Hang zwischen Pfannenstiel und Zürichsee im Gebiet der Gemeinde Herrliberg. Allerdings liegt die Goldküstengemeinde Herrliberg eher am unteren als am oberen Zürichsee.
  
"Blüemlisalp" und "Buech" in Herrliberg
 
Auf einem Veranstaltungsplakat aus dem Jahr 2006 des Max Frisch-Archivs werde ich schliesslich fündig:

Veranstaltungsplakat Max Frisch-Archiv  
Quelle: Schweizer Plakatsammlung
    
Die Begegnung zwischen Frisch und Zollinger hat also in der "Buech" ob Herrliberg stattgefunden:
   
Vergrösserter Ausschnitt aus dem Plakat
   
Das Restaurant Buech kann heute wohl nicht mehr als einfache "Bauernwirtschaft" bezeichnet werden:
   
Die (ehemalige Bauernwirtschaft) "Buech" in Herrliberg, 
wo sich im Jahr 1941 Max Frisch und Albin Zollinger begegnet sind.

Blick auf die "Buech" von der Seeseite her
   
Im Gegensatz zur "Buech" hat die "Blüemlisalp" den Charakter einer "Bauernwirtschaft" über die vergangenen Jahrzehnte beibehalten:
  
Wirtschaft Blüemlisalp, Herrliberg



Diese "Blüemlisalp" liegt nicht im Berner Oberland 
sondern am Pfannenstiel

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