Mittwoch, 6. Mai 2015

Grenzwanderung in der Ajoie / JU: Damvant - Les Bornes - Grandfontaine

Heute Mittwoch sind wir in die äusserste Ecke des Kantons Jura gefahren, in den "Pruntruter Zipfel" in der Ajoie. Von der ehemaligen Zollstation "Les Bornes" bei Damvant wanderten wir entlang der F-CH-Grenze bis Le Fahy / Réclère (Grottes de Réclère) und weiter via Roche-d'Or bis nach Grandfontaine.

Mit dabei:
Heidi und Rolf, Judith

ROUTE:
Damvant, 609m -
Les Bornes, 609m (ehemalige Zollstation) -
Grenzstein 452 (Combe Semont) -
Grenzstein 470 (Sur les Roches), 716m -
Le Fahy / Grottes de Réclère, 658m -
Roche-d'Or, 830m -
Grandfontaine, 529m 

Die kürzlich ausgestrahlte und sehr nachhörenswerte Mundart-Sendung 
"Schnabelweid" (SRF 1 / 23.04.15)
hat mich dazu angeregt, 
den ehemaligen Zollposten "Les Bornes
zwischen Damvant (CH) und Villars-lès-Blamont (F) 
sowie diese abgelegene Gegend im äussersten Jurazipfel zu besuchen.
Mit "Näbenusse" (Nebenaussen) 
ist der Zollposten "Les Bornes", am "Füdle vo de Wäut" liegend, gemeint.

 Weitere Bilder im Picasa-Webalbum:
   

Die Fahrt zum "Pruntruter Zipfel" in der Ajoie im Kanton Jura 
ist weit aber lohnenswert.

Route zwischen Damvant und Grandfontaine in der Ajoie im Kanton Jura. 
Rund ein Drittel der Route (ca. 6 km) verläuft entlang der F-CH-Grenze.
(swisstopo mit map.schweizmobil.ch)

Streckenlänge ca. 16 km, 550 m aufwärts, 630 m

Um 10:40 Uhr kommen wir mit dem Postauto von Porrentruy / Pruntrut her 
(nach umsteigen in Chevenz) hier bei der Endstation in Damvant an.

Damvant, 609m:
Wir folgen hier nicht einem dieser beiden Wegweiser, 
sondern gehen vorerst Richtung Landesgrenze. 
Bei den Grottes de Réclère (links) werden wir um 13:30 vorbeikommen 
und in Grandfontaine beenden wir die Wanderung um 16 Uhr.


Über rund 1 km gehen wir vom Dorf Damvant, 
entlang von goldgelben Rapsfeldern auf der schnurgeraden Strasse, 
zum Grenzort "Les Bornes" (rechts vorne in Sicht).


Wer der Strasse ausweichen will, 
kann auch dort drüben über Feldwege (südlich der Strasse) gehen.

Wir hätten den Kutscher fragen können, ob er uns mitnimmt.
 Er fährt allerdings nicht bis zur Grenze,  .....
...... sondern er kehrt vorher wieder nach Damvant zurück.

Wir erreichen den Grenzort "Les Bornes" .....

....... mit der ehemaligen Zollstation. 
Hier und in der Umgebung spielen die Geschichten .....

...... im Mundart-Buch (berndeutsch) "Näbenusse" von Christian Schmid.
Der seit Mai 2012 pensionierte "Schnabelweid"-Redaktor 
(eine wöchentliche Mundart-Sendung auf Radio SRF 1) 
hat in den frühen 1950er Jahren seine Vorschulkindheit hier verbracht. 
Sein Vater, Hans Schmid (1915-1974), war hier Grenzwächter 
bis er wieder auf einen anderen Grenzposten versetzt wurde. 
Die Familie mit der Mutter Hedwig Schmid-Moser (1917-2004) 
 und den Geschwistern wohnte oben im zweiten Stock.

Ein Kind wächst auf in der äussersten nordwestlichen Ecke der Schweiz, in der Ajoie, in der Deutschschweiz auch als Pruntruter Zipfel bekannt. Es ist umgeben vom «Ggorpsen und Piischte vo de Chüe»,«vom Giire vo dr Gable bim Mischte». Der schweigsame Vater ist in den Jura als Grenzwächter abkommandiert worden, noch während des Kriegs, als viele Flüchtlinge abgewiesen wurden.
Die Mutter hat ihren Mann durch ein Inserat kennen gelernt und fühlt sich oft einsam in der Abgeschiedenheit dieser «mutzen Dorfwelt». Jetzt herrscht Frieden in diesem kleinen Weiler, der in den eisigen Wintern «win e Usseposchte vo dr Mönschewäut» wirkt. Zu Hause im «zwöite Schtock vom Zouposchte z Les Bornes» wird Berndeutsch geredet, draussen aber mit den Einheimischen Französisch gesprochen. So kommt der 1947 geborene Knabe zur Welt und zur Sprache. Einmal hört der Bub von einem «Berner Gieu», er sei «e Neger usem Bäärner Kongo». Der Berner Jura anfangs der 1950er-Jahre, das ist noch eine Art von Untertanengebiet. (....)
Quelle (Der Bund / 22.04.15): 
«I bin e schwizerische Gränzfau, 
e nazionaale Gränzwärt»

Und die zu Beginn erwähnte "Schnabelweid"-Radiosendung vom 23.04.15
über das Buch kann hier nachgehört werden: L I N K




Ein paar alte Ansichtskarten von Les Bornes, wie diese hier, 
sind mit der Google-Bildersuche "Les Bornes" Damvant zu finden.

Eine wortwörtlich "Grüne Grenze":
Links Frankreich / Rechts Schweiz

Panoramablick zurück:
Villars-Lès-Blamont (F) - Les Bornes (Grenze) - Damvant (CH)

Der Grenzweg, auf welchem wir gehen, 
ist mit französischen Wegweisern und Markierungen ausgestattet:
"Sentier historique des Bornes de la Principaute de Montbeliard".
Auf der Schweizer Landeskarte ist der Grenzweg zwar eingezeichnet, 
allerdings nicht als markierter Wanderweg gekennzeichnet.

Blick zurück auf "Les Bornes":
Links aussen der Grenzübergang, daneben der Zollposten, 
gegenüber "es Purehuus mit ere Wiirtschaft u mit emene Lädeli. 
Rächts näbed em Purehuus hets es Uurefabriggli ghaa. 
Das het em Monsieur Froidevaux ghöört. 
Das isch aus gsii!"


Ein grosser Teil der heutigen Wanderroute 
verläuft durch wunderschönen Frühlingswald, ......

......... wir haben aber auch immer wieder Ausblicke auf Waldlichtungen 
und ins weitere Umland.



Zahllos und vielfältig sind die Grenzsteine, an welchen wir vorbeikommen.
Auf alten Steinen ist noch der "Berner Bär" zu sehen.
Der Kanton Jura ist der jüngste Kanton in der Schweiz. 
Er entstand aufgrund von kulturell-politischen Spannungen. 
Nach mehreren lokalen Plebisziten 
und der eidgenössischen Volksabstimmung vom 24. September 1978 
wurde am 1. Januar 1979 der nördliche Teil des Juras 
durch Abspaltung vom Kanton Bern getrennt 
– nach rund 165-jähriger Zugehörigkeit.
Quelle (Wikipedia): http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Jura






Blick nach Nordwesten, Richtung Vogesen.



Heidi hat ein Problem:
"Und wer, bitte sehr, putzt meine Schuhe?"
Hoffentlich Rolf!
 

Die Regenfälle der vergangenen Tage 
haben auch in dieser Gegend an einigen Stellen deutliche Spuren hinterlassen.



Mal sind wir in Frankreich, dann wieder in der Schweiz.




Wir queren ein weiss-gelbes Meer ......

....... von Gänseblümchen und Löwenzahn.



Blühender Bärlauch



Ausser ihm sind wir keiner Person begegnet.
In kurzen Abständen ziehen wir an Grenzsteinen vorbei,
 etwa so wie vor rund 60 Jahren der Grenzwächter Schmid  
"mit em Fido, em Schääfferhung, 
wo eigetlech 'Blitz von Adlerfels' het gheissen 
u wo het müesse fouge, we me 'Sitz!' u 'Platz!' het gseit. 
Aber nume dr Vater het im töörffe befäle."




Rastplatz über einer senkrecht abfallenden Felsenfluh 
mit Blick Richtung Süden nach Frankreich.

Rund anderthalb Kilometer entfernt fliesst der Doubs, hier durch Frankreich.
Weiter hinter liegt wieder Schweizer Gebiet.

Nach solchen Waldwegen braucht Heidi keinen Schuhputzer.



Aussichtsturm für Besucher .....
..... des Préhisto-Parc Réclère, 
an dessen Aussenzaun wir hier entlanggehen.


Grottes de Réclère, 658m

Grottes de Réclère & Préhisto - Parc
http://www.prehisto.ch/
Die Höhlen und die Dinosaurier besuchen wir nicht, 
aber auf der Restaurant-Terrasse ......

....... machen wir einen Kaffeehalt.

Und weiter geht's, 
vorübergehend auf breitem Waldweg.
Nun verlassen wir die CH-F-Aussengrenze
und gehen zurück ins Innere
des "Pruntruter Zipfels" auf Schweizer Gebiet.
Er gibt erst Ruhe .....

....... nachdem ich ihn anständig 
und im Duo ins Bild gesetzt habe.
Die leuchtend gelben Rapsfelder im Norden ......

........ wirken wie breite Pinselstriche eines Malers.

Im Süden bestimmen die bewaldeten Jurahügel das Landschaftsbild.

Roche-d'Or, 830m:
Hier erreichen wir den höchsten Wegpunkt der heutigen Wanderung.
Wir gehen weiter in Richtung Grandfontaine.



Das Dorf Roche-d'Or 
liegt aussichtsreich auf einem langezogenen Hügelkamm.
Roche-d’Or (dt. Goldenfels) ist ein Dorf mit Burgruine 
und eine ehemals eigenständige politische Gemeinde im Distrikt Porrentruy.
Es ist seit 2009 Teil der Gemeinde Haute-Ajoie.
Quelle: Wikipedia
















Bereits am Vormittag, bei der Postautofahrt nach Damvant, 
sind wir an diesem Ackerfeld vorbeigekommen. 
Die Chauffeuse hat uns erklärt, 
dass hier aus den Plastikbahnen Mais wächst und nicht Spargel, 
wie wir vermutet haben.

Jetzt sehen wir die Mais-Schösslinge auch aus der Nähe.







Grandfontaine, unser heutiges Wander-Endziel.





Die "Grand fontaine", 
Namensgeberin von Grandfontaine.

Grandfontaine, 529m


Mit dem Postauto fahren wir zurück nach Porrentruy.

Allen herzlichen Dank
für die Begleitung
Beat

INFOS (mit teilweise abweichenden Routen):
- Wanderbuch "Im Herzen des Jura": Wanderung Nr. 9 / Grenzgänge
- magazin.plus.ch: Auf dem Grenzweg im Westen der Ajoie
- wandern.ch: Auf den Spuren der Urzeit im Jura

1 Kommentar:

  1. Dieser Bildbeitrag über die Grenzwanderung in der Ajoie mit den ausgezeichneten Bildern ist für mich eine Grosse Freude. Herzlichen Dank!
    Christian Schmid, Autor von "Näbenusse"

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