Samstag, 12. Juli 2014

Rundwanderung im mysteriösen Säuliamt ab Affoltern am Albis / ZH

Heute Samstag waren wir im Knonaueramt, dem Zürcher Säuliamt, unterwegs. Auf einer Rundwanderroute sind wir ab Affoltern am Albis via Grüt, Homberg, Herferswil zum Türlersee sowie anschliessend via Müliberg zurück nach Affoltern gewandert. Bei Grüt und im Gebiet Homberg / Herferswil kamen wir an mysteriösen "Hinkelsteinen" (Megalithen / Menhiren) vorbei.
  
Mit dabei:
Edith, Heidi, Cornelia

Weitere Bilder im Picasa-Webalbum:
Säuli sind uns im Säuliamt keine begegnet, dafür Kirschbäume. 
Das Säuliamt hat seinen Namen von einer Begebenheit, 
dass einmal Schweine und Kälber über den Uetliberg getrieben wurden. 
Da seien plötzlich die Schweine nach der einen Seite gelaufen, 
die Kälber nach der anderen. 
So heisst jetzt die westliche Seite heute Säuliamt, 
und die östliche Seite ist das Kälberamt (Bezirk Horgen). 
Quelle: http://www.forums9.ch/dorfplatz/saeuliamt/Geografie/

Rundwanderroute ab Affoltern am Albis 
via Grüt, Homberg, Herferswil, Türlersee, Müliberg zurück nach Affoltern. 
Im Gebiet Grüt (G) und Homberg / Herferswil (H) 
sind wir an rätselhaften "Hinkelsteinen" (Megalithen / Menhiren) vorbeigekommen.
Streckenlänge der Rundwanderroute: ca. 17 km, 350 m auf- und abwärts.
(swisstopo mit map.schweizmobil.ch)
Das Zürcher Säuliamt scheint "übersät" zu sein mit solchen "Hinkelsteinen", 
so als ob Obelix persönlich hier am Werk gewesen wäre. 
 Wir beschränken unser Besuchsprogramm auf vier Objekte, 
zwei Einzelsteine und zwei Steinreihen.
Weitere Infos dazu (inkl. Koordinaten der Fundstellen)
sind in den Publikationen von Richard Walker zu finden:
"Stonehenge im Säuliamt" sowie Ergänzungen dazu.


Um 10 Uhr beginnen wir unsere Rundwanderung beim Bahnhof Affoltern am Albis. 
Wir gehen in Gegenuhrzeigerrichtung und kehren kurz vor 15:30 Uhr hierhin zurück. 
Wer das "Betonmöbel" auf dem Bahnhofplatz 
aus Unachtsamkeit als Sitzgelegenheit betrachtet, erlebt sein nasses Wunder: 
Dies ist nämlich ein hauch-dünn-tiefer Wasserbrunnen. 
Cornelia zeigt uns, wie man in Sitzstellung trocken bleibt.

Der Himmel ist wolkenverhangen, 
es bleibt aber trocken und manchmal drückt sogar die Sonne etwas durch. 
Die Luftfeuchtigkeit beträgt vermutlich annährend 100%, 
so dass wir selbst beim Abwärtslaufen gefühlsmässig ins Schwitzen geraten.

Wir gehen dem "Sarhau"-Waldrand entlang 
und zweigen nach rund einem Kilometer nach rechts zum Weiler Grüt ab, 
wo wir einen Lochstein aufsuchen wollen.



Dort drüben steht er, unser Nachbar mit dem Loch in der Schüssel.

Der Lochstein beim Weiler Grüt (Mettmenstetten).
Im Verzeichnis der archäologischen Stätten der Gemeinde Mettmenstetten ist er im Kapitel „Mittelalter“ aufgeführt und wird dort als Grenzstein bezeichnet. Bezüglich des Bohrlochs wird vermutet, dass es als Lager einer Wegschranke gedient haben könnte. Mir scheint der Lochdurchmesser für diese Funktion deutlich zu klein und eine symbolische oder kultische Bedeutung wahrscheinlicher, vielleicht ähnlich den britischen und irischen „holed stones“. 
Das Lochazimut beträgt 91° und ist somit auffällig exakt W–O orientiert 
(Sonnenaufgang und Untergang an den Äquinoktien -> der Tag-und-Nacht-Gleiche). 
Quelle: Richard Walker / "Stonhenge im Säuliamt" / S. 17


Standort des Lochsteins beim Weiler Grüt 
und der L-förmigen Steinreihe im Grüthau, 
welche wir anschliessend aufsuchen werden.



Nicht nur der Stein auch die Gebäude im Grüt 
versetzen den Betrachter in eine frühere Zeitepoche.

Das garstige Wetter der vergangenen Tage lässt die Schwalben (oder Mauersegler?) 
vermutlich bereits über eine Rückkehr nach Afrika nachdenken.



Wir gehen zurück zum Waldrand (links Sarhau / rechts Grüthau) 
und gehen vorne im Wald auf der ersten Querstrasse nach rechts.

Wir finden auch die L-förmige Steinreihe im Grüthau.  
Längeres, L-förmiges Alignement, ca. 40 x 70 m. 
Der W–O orientierte Schenkel ist gut sichtbar zwischen Weg und Waldrand gelegen. 
Der N–S verlaufende Teil enthält überdurchschnittlich grosse, meist Sandsteinblöcke 
und einen imposanten, mehrere Tonnen schweren, 
und offensichtlich hochkant gestellten Abschlussmenhir. 
Entlang der gesamten Steinreihe führt heute eine Wegspur. 
Diese Steinsetzung scheint vor kurzem von Unbekannten „saniert“ worden zu sein.  
Quelle: Richard Walker / "Stonhenge im Säuliamt" / S. 18



Weiter gehts durch den Grüthau-Wald Richtung Homberg.
Im Hintergrund verläuft die Reussebene 
durch das Freiamt der Aargauer und das Knonaueramt der Zürcher.

Links unten ist das Dorf Obfelden (ZH) zu erkennen. 
Dahinter fliesst die Reuss, 
welche die Kantonsgrenze zwischen Zürich und dem Aargau bildet.
Zoomblick auf neuzeitliche "Megalithreihe", vermutlich bei Cham am Zugersee.



Wegstelle "Paradis, 610m" (Mettmenstetten)

Im Wald liegen so viele kleinere und grössere Steinbrocken herum, 
dass man sich oftmals frägt, welche Steine liegen zufällig gerade hier 
und welche sind mit irgend einer Absicht gesetzt worden. 
Der Stein links im Bild 
gibt sich auch dem Nichtexperten als banaler Grenzstein zu erkennen.

Am Homberg kommen wir am Rand einer grossen Waldlichtung zu einem Menhir, 
dessen Platzierungs-Geschichte ausnahmsweise einmal bekannt ist 
und nicht Jahrtausende zurückliegt.  
Einzelner eindrücklicher Menhir, ca. 1.9 m hoch, direkt am Zaun der Pferdeweide. 
Diese spektakuläre Platte wurde im Jahre 2000 vom Grundeigentümer in der Nähe, 
knapp unter der Bodenoberfläche gefunden und am heutigen Standort aufgestellt. 
Betrachtet man die Form dieses Menhirs, wirkt er mindestens „authentisch“. 
Zudem steht diese Platte in unmittelbarer Nähe anderer Megalith-Objekte. 
 Quelle: Richard Walker / "Stonhenge im Säuliamt" / S. 11

Standort des Menhirs beim Reiterhof am Homberg
und der L-förmigen Steinreihe oberhalb von Herferswil, 
welche wir anschliessend aufsuchen werden.


Menhir oder Megalith ?

Menhir ist eine ursprünglich bretonische Bezeichnung für einen aufgerichteten mehrere Meter großen Monolithen und bedeutet „langer Stein“ (maen = Stein, hir = lang). Diese Bezeichnung fand bereits Ende des 18. Jahrhunderts Eingang in die archäologische Fachliteratur Frankreichs und Kontinentaleuropas. Menhire werden auch Hinkelsteine genannt. 

Als Megalith (griechisch μέγας mégas „groß“, λίϑος líthos „Stein“) bezeichnet man einen großen, oft unbehauenen Steinblock, der als Baustein für Grab- und Kultanlagen benutzt oder als Monolith aufgerichtet und in Steinsetzungen positioniert wurde. Die west- und nordeuropäischen Megalithbauten wurden alle in der Jungsteinzeit 
und der frühen Bronzezeit errichtet. 



Um zur Steinreihe am Homberg zu gelangen, 
muss man auf diesem Waldweg zwischen Homberg und Herferswil, 
vorne bei der gelben Wegmarkierung am Baum, 
nach rechts auf einen Trampelpfad abzweigen .....

..... und erreicht kurz darauf die Megalithreihe.
L-förmige, relativ gut erhaltene Megalithreihe, ca. 37 m x 7 m. 
Kürzerer Schenkel W–O, längerer Schenkel N–S orientiert. 
Diese oft als „Mauer“ interpretierte und bezeichnete Anlage ist deutlich komplexer. 
Sie besitzt noch einen kurzen Ableger in östlicher Richtung, 
sowie einen kleinen, halbkreisförmigen Ansatz auf der Westseite. 
Parallel zum längeren N–S Schenkel verläuft eine moderne Grenze, 
markiert durch mehrere Granitsteine. 
Dies ist eine der eindrücklichsten Megalith Anlagen im Knonaueramt.  
Quelle: Richard Walker / "Stonhenge im Säuliamt" / S. 10

(Auf noch grösseres Interesse stösst eine Art "Osternest" unterhalb der Steinreihe.)


Ein Osternest? Wohl eher nicht, ...... 

....... hier ist vermutlich zur kürzlichen Sommersonnenwende, am 21. Juni, 
ein keltisches Ritual abgehalten worden.



Das Dorf Herferswil


Schöner geraniengeschmückter Riegelbau in Herferswil.





Wir überqueren die schäumende Jonen / den Jonenbach, 
der rund vier Kilometer weiter unten Affoltern durchfliesst 
und schliesslich bei Jonen in die Reuss mündet.



Sollte dieser Tieflader hier in Vergessenheit geraten und langsam im Boden versinken, 
können unsere Nachfahren in ein paar hundert Jahren 
 über Sinn und Zweck von Metall-Menhiren rätseln, 
so wie wir dies heute über die eigenartigen Steinformationen tun.

Auf dem Weg .....

...... zum Türlersee.



Mittagsrast am Türlersee.

Wir gehen dem See entlang bis zu seinem westlichen Ende .....

..... und steigen dort zur Itschligweid auf.

Die Wetterradarstation von MeteoSchweiz auf dem Albiskamm 
dürfte in diesen Julitagen kaum nachkommen 
mit der Erfassung aller Regen- und Gewitterzellen, 
die gegenwärtig übers Land ziehen.


Frye Republik Üetliberg

In Müliberg, auf halbem Weg zwischen Türlersee und Affoltern, ...

.... machen wir einen Zwischenhalt und kehren ein.


 Auf dem Weg Richtung Affoltern ist ein weiterer Zwischenhalt unumgänglich:
Hier ist nämlich höchste Zeit für die Kirschenernte 
und zwar bevor der Regen alle Früchte platzen lässt.



Das Rehabilitationszentrum Affoltern am Albis, 
eine Aussenstation des Kinderspitals Zürich.
Wieder in Affoltern überqueren wir nochmals den Jonenbach  ....
...... und gelangen so zurück zum Bahnhof.
Herzlichen Dank
an Edith, Heidi und Cornelia
für die Begleitung.
Beat

Weitere INFOS (abweichende Route):

- Bund/Tagi-Outdoorblog von Thomas Widmer: Zur Megalithreihe im Säuliamt 
- affolteranzeiger.ch: Auf den Spuren der vorkeltischen Bewohner des Säuliamtes

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